Raus aus Deutschland - Auf der Suche nach der neuen Heimat

Deutschland -> Guadeloupe / Guadeloupe -> Dominica / Dominica -> Deutschland / Deutschland -> Uruguay

Hier möchte ich Dir gerne etwas sehr Persönliches erzählen  -  meine eigene Auswanderstory.

 

 

Prolog

 

Für mich entwickelte sich der Wunsch nach dem Auswandern schon sehr früh - mit ca. 13/14 Jahren.

Ich war schon immer sehr fasziniert von der Welt, ihrer Vielseitigkeit und Ihren Kulturen.

Deutschland fand ich immer etwas langweilig, zu wenig Natur, zu viel Beton, zu wenig Sonne und Wärme.

 

Mit 23 Jahren beschloss ich das erste Mal felsenfest - ich werde auswandern.

Zuerst war ich ausgiebig damit beschäftigt nach einem tollen neuen Ort für mich zu suchen,

der mich im Inneren berührt und meinen Vorstellungen entsprach.

Bei 195 Ländern, 7 Kontinenten & etwa 18.000 Inseln ist das eine spannende Suche.

 

 

Ab in den Dschungel!

 

Nach mehreren Monaten Recherche entschied ich mich für die Karibik, genauer gesagt die Insel 'Guadeloupe'.

Als tropische Insel mit dauerhaft tollem Sommerwetter und sattem Regenwald, war mir klar, das ist jetzt das Richtige für mich.

Französisch-angehörig und somit EU-Gebiet war es für mich auch leichter, die bürokratischen Vorbereitungen zu treffen und nicht auf ein Visum 'zum Bleiben' angewiesen zu sein.

 

3 Monate hatte ich Zeit für die Vorbereitungen, bevor der Flug ging - und es gab jede Menge vorher zu tun.

Alle laufenden Verträge, genau zum richtigen Zeitpunkt kündigen. Das fängt schon an bei Mietvertrag, bis hin zum Handyvertrag.

Reisepass erneuern, alle wichtigen Dokumente vorbereiten, die man dort benötigen könnte - und ja, dann braucht man ja auch noch eine Unterkunft im neuen Zuhause.

Die Entscheidung, welche der persönlichen Dinge mit in die neue Heimat kommen, ist wohl eine der Schwierigsten, die man treffen muss.Selbstverständlich je nach verfügbarem Auswanderbudget und Verdienstplänen in der neuen Heimat.

Da ich meinen Kater nicht zurücklassen wollte in Deutschland, er musste mit im Gepäck, hatte ich auch diesbezüglich einiges vorzubereiten, um die Einreisebestimmungen für Tiere zu erfüllen.

Freunde und Familie verabschieden, das nimmt auch einiges an Zeit in Anspruch, ist wohl auch einer der emotionalsten Momente - doch, wenn man weiß, wofür man es tut - für sein eigen Glück..

Die neue Sprache zu Erlernen, ist dann noch das Sahnehäubchen. Ich hatte gottseidank schon erweiterte Grundkenntnisse in Französisch, was es jedoch im Nachhinein betrachtet kaum erleichterte - die Differenzen zwischen dem Schulfranzösisch und Guadeloupe-Kreol sind dann doch recht groß.

 

Nach der Ankunft auf Guadeloupe war ich erstmal beeindruckt und glücklich wie noch nie.

Der Artenreichtum an Pflanzen, Obstbäumen und Tieren.

Oh ja - man kann echt so einiges essbares in der freien Natur finden - sonnengereift bis zum Schluss.

Das Wetter ist ein Traum, fast das ganze Jahr gleich warme Temperaturen, zwar viel Regen in der Regenzeit, doch 'hey' man trocknet doch auch wieder schnell.

 

Ein Thema, dass ich dann jedoch leider in einigen Monaten Aufenthalt auf Guadeloupe nicht lösen konnte - war das Thema: 'Einnahmequelle'.

Die Aneignung des Kreol gestaltete sich ziemlich schwierig und Geld fürs Überleben musste her, da ich nicht mit vielen Reserven ausgewandert war.

 

 

Aus Schwierigkeiten ergeben sich Chancen 

 

Somit dachte ich viel über Wege nach, die ich gehen könnte, um mich finanziell stabilisieren - und stoß auf die Nachbarinsel 'Dominica'.

Die Landessprache dort ist Englisch, zumindest weitestgehend, wenn man den Akzent aussen vor lässt.

Da ich Englisch viel besser als Französisch beherrschte, war für mich klar, dass ich dort bessere Chancen hätte, eine Arbeit zu finden.

Ich fand im Internet mit viel Recherche ein Hotel, das von Deutschen geführt wurde und fragte dort nach Arbeit an.

Da ich eine Ausbildung als Restaurantfachfrau vorweisen konnte, was in diesen Orten rar gesehen ist, nahm man mich gerne als Restaurantangestellte an.

 

Ich kündigte also meine Wohnung auf Guadeloupe, bereitete die Reise vor, ging mit dem Kater zum hiesigen Tierarzt, um ihn für die nächste Einreise vorzubereiten und machte mich per Boot auf den Weg nach Dominica.

Dort konnte ich im Hotel arbeiten und leben, was es ziemlich einfach gestaltete.

Ich war froh, ein festes Einkommen zu haben und einen neuen, wunderschönen Ort in der Karibik entdecken zu dürfen.

Die Arbeit machte mir großen Spaß und die Natur faszinierte mich sehr.

Auch auf Dominica, gibt es sattes Grün soweit das Auge reicht, wunderschöne Flüsse und Wasserfälle, sowie zahlreiches Obst frei wachsend in der Natur.

Visumsfrei konnte ich mich dort 3 Monate aufhalten, durch die Bestätigung eines Arbeitgebers, dass die eigene Arbeitskraft benötigt wird, kann man dieses Visum jedoch verlängern.

Nichtsdestotroz war dies auf Domincia schon etwas komplizierter, als auf Guadeloupe.

Ich verbrachte auf Dominica einige Monate und genoss jeden Tag -  in dem kleinen Paradies einer Insel von 750 km2.

 

 

Wie auch ein Schritt zurück im Nachhinein seinen Sinn zeigen kann

 

Bis mir etwas Persönliches/Familiäres dazwischen kam..

Dieses Geschehnis zwang mich dazu, meine Zelte auf Dominica abzubrechen und wieder zurück nach Deutschland zu gehen.

Am Abreisetag stand ich am Flughafen, traurig und betrübt, jedoch trotzdem wissend, ich werde wieder zurückkehren, sobald wie möglich.

 

3 Jahre verbrachte ich in Deutschland, bis sich die Wogen glätteten und es die Situation wieder zuliess, dass ich mich meinen Träumen widme und mich auf die Weiterreise begebe.

In dieser Zeit las ich viel, beschäftigte mich fast tagtäglich mit aktuellen Themen auf der Welt, Auswanderländern und deren Vor- und Nachteilen.

Mein Traum, Deutschland baldmöglichst wieder zu verlassen, brennte jeden Tag in mir - was sich jedoch änderte, waren meine Prioritäten.

In der Zwischenzeit war ich einige Jahre älter geworden, meine Sichtweisen auf bestimmte Dinge änderten sich.

Somit begann ich damit, das Auswandern in die Karbik zu überdenken und mir andere potentielle Orte zu suchen, die für mich in Frage kamen.

Eine Insel sollte es nicht mehr sein, ich hatte das Bedürfnis nach mehr Sicherheit.

Und ja, wer weiß schon, was sich ändert in der Zukunft, in meiner neuen Heimat - politisch, wirtschaftlich etc.

Ich wollte nicht das Risiko eingehen, im Fall der Fälle auf einer Insel gefangen zu sein, ohne Boot oder Flugzeug, deren Betrieb ja jederzeit eingestellt werden kann.

Die Möglichkeit, von einem in ein anderes Land weitergehen zu können, wenn notwendig, war mir sehr wichtig geworden.

Ich legte mir also neue Prioritäten fest und begab mich auf eine ausgiebige Recherche, kontinentweise schloss ich aus.

 

 

Auf ins Land des Mate

 

Nach vielen Wochen stand es fest: Uruguay, das wird es sein.

Stabile Politik und Wirtschaft, viele Sonnenstunden am Tag, wenigstens ein gemässigter Winter mit weniger kalten Temperaturen, tolle lange Sandstrände, wenig Bevölkerung und viel 'Tranquilidad'.

 

Dieses Mal gestaltete sich die Organisation etwas schwieriger, da meine Pläne, eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen, schon fest standen, hatte ich dafür einige bürkokratische Vorbereitungen zu erledigen. 

Mehrere Dokumente, teilweise mit Apostille und alles durfte nur eine gewisse Zeit alt sein, bei der Vorlage in Uruguay. Dementsprechend war das Ganze schon recht viel komplizierter. Auch die Einreisebestimmungen für Tiere zu erfüllen, kostete mich wesentlich mehr Zeit und Aufwand, alles sollte in einem gewissen zeitlichen Rahmen erledigt sein - inkl. eines Besuches beim Amtstierarzt.

Auch ein weiteres Mal stand die Entscheidung an, was mitkommt und was bleibt bzw. verkauft wird - da ich jedoch in dem Thema 'Dinge loslassen' schon geübt war, fiel es mir nicht recht schwer.

4 Monate Vorbereitungszeit kostete es mich, bis es endlich los ging - ab nach Uruguay und endlich wieder raus aus Deutschland!

 

 

Nachwort 

 

Nun bin ich seit über einem Jahr in Uruguay, habe hier Fuß gefasst, spreche das 'Castellano-Spanisch' mittlerweile akzeptabel gut und fühle mich sehr wohl. Finanziell ist es natürlich trotzdem wesentlich schwieriger als in Deutschland, nichtsdestotrotz halte ich mich mit einem Remote-Job gut über Wasser.

Auch wenn das ganzjährig warme Wetter aus der Karibik immer mal wieder fehlt, ich habe die richtige und weisere Entscheidung getroffen, wenn man in die Zukunft blickt.

Uruguay zu verlassen, das habe ich nicht vor - auch wenn man nicht für immer planen kann.

Wer weiß, was passiert und wie sich was entwickelt - vielleicht zieht es mich irgendwann weiter, oder ich werde hier alt - schauen wir mal.

Das Wichtigste was ich gelernt habe, ist immer flexibel zu bleiben, sich nicht zu sehr auf etwas zu versteifen und zu akzeptieren, dass es 'das Paradies' nicht gibt.

Die Welt ist stetig im Wandel, jederzeit können sich viele Umstände ändern, vorallem hinsichtlich Politik.

 

Jeder Ort hat seine Vor- und Nachteile, man muss anhand seiner Prioritäten entscheiden, was einem am wichtigsten ist.

Wenn man dann an manchen Punkten, die einem nicht ganz so wichtig sind, ein paar Abstriche zieht und sich auf die positiven Punkte fokussiert, die einem in der neuen Heimat erfüllt werden - kann jedermann sicherlich einen Ort auf der Welt finden, in dem er glücklicher ist, als in der alten Heimat Deutschland.

 

:)